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Das Fenster wirkt geschlossen: Ăberlegungen zu nonagentiven Konstruktionen des Deutschen aus konstruktionsgrammatischer Perspektive
Die in diesem Beitrag angestellten Ăberlegungen sind Teil breiter angelegter Studien zu nonagentiven Konstruktionen des Deutschen, die im Hinblick auf ihre Perspektivierungsleistung modelliert werden. Ziel ist, das âKonversenâ-Modell zur ErklĂ€rung passivischer und passivĂ€hnlicher Strukturen zu suspendieren.Âč Mit anderen Worten: Die verbale Kategorie des Genus verbi wird zur Disposition gestellt und stattdessen ein Bereich des Konstruktikons mit einer Reihe miteinander vernetzter Konstruktionen mit spezifischer Perspektivierungsleistung postuliert.ÂČ In diesem Artikel wird unter dieser ĂŒbergreifenden Zielsetzung und auf der Basis einer qualitativen Untersuchung der Versuch unternommen, einen Vererbungsprozess zwischen Konstruktionen aufzuzeigen und einen Ausschnitt des Konstruktionsnetzwerks im Bereich der nonagentiven Konstruktionen des Deutschen zu beschreiben.Âł Dabei wird das Verb wirken im Mittelpunkt stehen. Die Konstruktionen, in die das Verb wirken u. a. eingebettet sein kann, werden dabei als Typen der Konstruktion der Askription, der Eigenschaftszuweisung, aufgefasst, die typischerweise mit dem Verb sein gebildet werden, aber z. B. auch bleiben, erscheinen, scheinen u. a. einbetten können
âDie A[ssassinen] sollen aus Ăgypten stammenâ: Geschichte(n) eines radikal-islamischen Ordens und ihre Diskursivierung an der Schwelle zur Moderne
Die Assassinen stammen nicht aus Ăgypten, wie in der Einleitung des Lexikonartikels âAssassinenâ in Piererâs Universal-Lexicon (1857: 830) gemutmaĂt wird, sondern sind vom ausgehenden 11. bis ins 13. Jahrhundert der militĂ€rische Arm der Ismailiten Persiens und Syriens, der âSiebener-Schiaâ, die ideologisch und religiös weit auĂerhalb der sunnitischen Mehrheit des Islams und selbst des schiitischen Islams stand und steht (vgl. Lewis 2001: 39ff.). Die besonderen UmstĂ€nde der (kurzen) Geschichte dieses Ordens machen darauf aufbauende Darstellungen der Geschichte der Assassinen in unserem Kontext â dem Nachdenken ĂŒber die Art und den Gegenstand einer Arkanlinguistik â aus drei GrĂŒnden besonders interessant. [Aus der Einleitung
Rezension zu: Forensische Linguistik. Eine EinfĂŒhrung
Reviewed Work(s): Forensische Linguistik. Eine EinfĂŒhrung by Eilika Fobbe.
Review by: Alexander Lasc
Soziale Medien in der externen Unternehmenskommunikation
Der Artikel setzt sich im Dialog mit der aktuellen Forschung mit der Bedeutung der Sozialen Medien fĂŒr die Unternehmenskommunikation auseinander. Da sich die interne und die externe Unternehmenskommunikation strukturell nur hinsichtlich weniger Parameter unterscheiden (u.a. in den Fragen der Thematik und der Adressaten), wird in der exemplarischen Analyse das Hauptaugenmerk auf die externe Unternehmenskommunikation gelegt. Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage, ob und wie mittels Sozialer Medien kommunikativ anschlussfĂ€higes Wissen durch Sprache an einem spezifischen Ort konstituiert werden kann und wer an diesem Prozess beteiligt ist. Dabei ist zu beachten, dass dieses Forschungsfeld mit dem Fokus auf (Corporate) Blogs aus linguistischer Perspektive noch beinahe unbestellt ist. Der Schwerpunkt der HinfĂŒhrung wird nach einer Diskussion des Forschungsstandes zum Thema (Kap. 1) auf der interaktiven Grundlegung der Sozialen Medien liegen (Kap. 2). Diese stellt fĂŒr die Unternehmenskommunikation eine enorme Herausforderung dar. Wissen ĂŒber und von einem Unternehmen, einer Marke, einem Selbstbild (Kap. 2.2) u.a. kann durch Sprache nicht mehr unter den Bedingungen der Massenkommunikation konstituiert werden, sondern muss gemeinsam mit einem GegenĂŒber âim Dialogâ etabliert und stabilisiert werden. Das Hauptaugenmerk einer exemplarischen Analyse (Kap. 3) wird auf einem ausgewĂ€hlten âCorporate Blogâ liegen
Sind serielle Texte ein Gegenstand linguistischer Diskursanalyse?: Zu diskursbestĂ€tigenden und diskursverĂ€ndernden âLebensbeschreibungenâ in rituellen Kontexten
Wissenschaftliche GegenstĂ€nde sind zum GroĂteil solche, die erst aus einer bestimmten Perspektive â das heiĂt von einem bestimmten Sichtpunkt aus mit einer bestimmten Blickrichtung und besonderen Fokussierung âinteressant werden. Perspektiven dieser Art sind u. a. theoretische AnsĂ€tze, deren PrĂ€missen es erlauben, in einer alternativen, aber bestimmten Weise auf schon vermeintlich bekanntes Material zu blicken und einen neuen Gegenstand herauszuarbeiten. Idealerweise stellen AnsĂ€tze dieser Art auch ein Methodenrepertoire zur VerfĂŒgung und belassen es nicht bei einer groben Andeutung des neuen Blickpunktes, so dass sich an empirischen Analysen die Tauglichkeit des Ansatzes prĂŒfen lĂ€sst
Konstruktionen in der geschriebenen Sprache
Der Band âSatz, ĂuĂerung, Schemaâ in der Handbuchreihe âSprache und Wissenâ offeriert âĂberlegungen zu einer modalitĂ€tsĂŒbergreifenden Einheitenbildungâ, die den gemeinsamen Gegenstand unterschiedlicher Forschungsgebiete der germanistischen Linguistik in den Mittelpunkt stellen: den so genannten âsatzwertigen Ausdruckâ. Im vorliegenden Beitrag werden die AnsĂ€tze einer gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik im Mittelpunkt stehen (vgl. u.a. Croft 2001, 2013; Bybee 2013; Boas 2013; Deppermann 2006; Goldberg 1995, 2003, 2006, 2013; Gries 2013; Stefanowitsch/Gries 2003; Gries/Stefanowitsch 2004; Langacker 2005, 2009; Lasch/Ziem 2014; Ziem/Lasch 2013). Besonderes Augenmerk gilt dem VerhĂ€ltnis zwischen den Konzepten âSatzâ, âKonstruktionâ, âAussagekomplexâ und âSchemaâ in der geschriebenen Sprache. Dem Konzept âAussagekomplexâ wird hier vor dem Begriff der ĂuĂerung aus zwei GrĂŒnden der Vorzug gegeben. Zum einen wird der Begriff der ĂuĂerung eher selten auf schriftsprachliche UntersuchungsgegenstĂ€nde angewendet (zur gesprochenen Sprache vgl. die BeitrĂ€ge von BĂŒcker und Imo in diesem Band). Hier spricht man etwa in text- und diskurslinguistischen Untersuchungen von Aussagen und Aussagenkomplexen (vgl. bspw. Busse 1987, 1997, 2007, 2008; Busse/Teubert 2013; Felder/MĂŒller/Vogel 2012; SpitzmĂŒller/Warnke 2011). Zum anderen sind es gerade diese Aussagenkomplexe, die als transphrastische Einheiten in einer KomplexitĂ€tshierarchie ĂŒber der Periphrase anzusiedeln sind und sich damit als Gegenstand anbieten, wenn man die Reichweite des Konstruktionsbegriffs ausloten möchte
Ordensritter ohne Ordensstaat. Ăberlegungen zur Textpragmatik der Martina (1293) Hugos von Langenstein
Hugo von Langenstein (Martina 292,36-39) widmete im Jahre 1293 dem Martyrium der Martina (Martina 292,66-71) eine deutschsprachige Heiligenlegende epischen AusmaĂes von einer MĂ€rtyrerin vom unzerstörbaren Leben, die heute gemeinhin als die Ă€lteste geistliche Dichtung des orden des hospitĂąles sente MarĂźen des DĂ»schen hĂ»ses von Jherusalem gelten kann, wenn man von der möglichen Neudatierung Heinrich von Heslers Apokalypse, der Unsicherheit bei der Datierung der Judith und der generellen Skepsis gegenĂŒber der Auffassung eines homogenen Literaturbetriebs innerhalb des Deutschordens absieht. Die passio der Martina hat frömmigkeitsgeschichtlich keine herausragende Wirksamkeit entfaltet - ein Befund, der sich ohne weiteres auch auf die WĂŒrdigung in der literatur- und sprachwissenschaftlichen Forschung ĂŒbertragen lieĂe. Der Text ist nur in einer einzigen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert ĂŒberliefert. Eine kritische Edition der Legende mit sprachlicher Analyse aus dem Baseler Codex, in dem neben der Martina die Mainauer Naturlehre, beide aus der Hand von Cvnrat von sant Gallen um 1300,8 und der Litauer Schondochs ĂŒberliefert sind, steht noch aus. In den groĂen, populĂ€ren Legendensammlungen des Mittelalters fehlt die heilige Martina. Weder âVĂ€terbuchâ (um 1280), noch âPassionalâ (um 1300) erwĂ€hnen sie. Auch in der ursprĂŒnglichen, lateinischen Fassung der âLegenda aureaâ des italienischen Dominikaners Jacobus de Voragine kommt Martina nicht vor. Unter dem Fokus des Begriffs der âTextallianzenâ darf dem Umstand, dass die passio der Martina gerade im Orden des deutschen Hauses beinahe unbekannt geblieben ist, Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn man vom derzeitigen Diskussionsstand ausgeht, werden zwei Implikationen des Begriffs âTextallianzâ fĂŒr unseren Zusammenhang wichtig. Von einer Textallianz kann zum einen dann gesprochen werden, wenn im Rahmen einer Ăberlieferungsgemeinschaft Exemplare unterschiedlicher Textsorten kompiliert sind. In diesem Sinne wĂ€re der Baseler Codex als âTextallianzâ zu charakterisieren. Zum anderen ist als âTextallianzâ auch die âBildung einer Textsorte oder einer textsortenĂ€hnlichen Klasse durch verschiedene Textindividuenâ aufzufassen, zu der auch Exemplare zugerechnet werden können, die in eine andere Textsorte transformiert werden. FĂŒr die Kennzeichnung dieser PhĂ€nomene bietet sich dann neben dem Begriff der âTextallianzâ auch der der âTextsortengruppeâ an, der fĂŒr die Beschreibung der Martina in diesem Sinne verwendet werden wird. Bemerkenswert an der Ăberlieferungsgeschichte der Martina ist, dass sie, obwohl sie wie das VĂ€terbuch (um 1280) und das Passional (um 1300) âwohl im, oder jedenfalls fĂŒr den Deutschen Orden entstandenâ ist, im Kontext des Ordens selbst nicht der Textsorte und damit dem Ăberlieferungszusammenhang der Heiligenlegenden (âTextsortengrup- peâ) zugeordnet wird, sondern in einer anderen âTextallianzâ verbleibt, obwohl sie durch intertextuelle BezĂŒge und ErzĂ€hlmuster als Heiligenlegende ausgewiesen ist. Aus dieser Perspektive möchte ich hier folgenden Fragen nachgehen:
Ist die passio noch der Textsorte Heiligenlegende als Variante zuzurechnen?
In welchem VerhĂ€ltnis steht die Martina zu âderâ Deutschordensliteratur und zum institutionellen und historischen Kontext des Ordens?
[Aus der Einleitung]:I. Einleitung
II. Forschungspositionen zum Textstatus der Martina
III. Div ander marter der Martina
III.1. Die zweite Marter aus der Perspektive der kognitiven Semantik und Textlinguistik
III.2. Die Marterepisode als Lektion bei Tisch?
IV. Martina und der Orden vom Deutschen Haus
IV.1. Die passio der Martina und âdieâ Deutschordensliteratu
Fensterweihe und Fensterstreit: Die Katholische Kirche und der mediale Diskurs
Die Weihe des Fensters im SĂŒdquerhaus des Kölner Doms am 25. August 2007 markiert den Höhepunkt eines kleinen âMedieneventsâ. Ein Gast, der Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisner, war nicht erschienen. Stattdessen löst er wenig spĂ€ter durch kritische Kommentare den so genannten âKölner Fensterstreitâ aus, der mit der Meldung bei FOCUS ONLINE im Bereich Politik âMeisner beklagt âMoscheefensterââ am Donnerstag, den 30. August 2007, seinen Höhepunkt erreicht haben wird. Ein Medienereignis dieser Art ist von besonderem Interesse fĂŒr die WissensdomĂ€ne âReligionâ im Forschungsnetzwerk âSprache und Wissenâ, da in der DomĂ€ne z. B. der Frage nachgegangen wird, wie in âsemantischen KĂ€mpfenâ zwischen einer Glaubensgemeinschaft und der Ăffentlichkeit um den Anspruch auf Deutung und Herstellung der Wirklichkeit mittels und durch Sprache gerungen wird. [Aus der Einleitung
Maschinelle Stilanalyse im Literaturunterricht
Initiativen wie bspw. literaturlinguistik. de bemĂŒhen sich seit Langem darum, die Kluft zwischen Literatur- und Sprachwissenschaft zu ĂŒberbrĂŒcken, indem man in ĂŒbergreifenden Fragestellungen zeigt, dass die je verschiedenen Perspektiven auf den gemeinsamen Gegenstand sehr fruchtbar sein können. Relativ unverdĂ€chtig erscheinen in der aktuellen Diskussion die Konzepte des Autorenstils und damit die Frage nach Autorschaft; bzw. auf performativer und auf Textebene des ErzĂ€hlers, wenn man sich auf eine basale Terminologie verstĂ€ndigt (z.B. die von Genette 2010) und einzelne Aspekte aus dem jeweiligen Fachbereich so betont, dass Analyseergebnisse im je an deren fĂŒr Interpretationen fruchtbar gemacht werden können. Das ist der eine BrĂŒckenschlag, den dieser Beitrag versucht. Der zweite betrifft den auch in den Schulen ausgetragenen Konflikt zwischen naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen FĂ€chern, der im Prozess der âDigitalisierung' auch in Bereiche dringt, die vorher als DomĂ€nen klar voneinander abgegrenzt waren. Der Artikel wird ein Schlaglicht auf den Einsatz von korpuslinguistischen Methoden in der Literaturanalyse setzen (Kap. 2.2) und einen sehr knappen Forschungseinblick in die Forensische Linguistik bieten (Kap. 2.3 und 3). Der Schwerpunkt (Kap. 4) allerdings wird auf der Beschreibung von Tools (und eines Workflows) liegen, die praktisch im Deutschunterricht verwendet werden können. Diese werden am Beispiel der Hypothesengenerierung fĂŒr die Interpretation von Goethes FaM.9r-Dramen vorgestellt
âEingreifendes Denkenâ. Rezipientensteuerung aus pragmatischer Perspektive in Hartmanns von Aue Erec
Dieser Beitrag wirft einen pragmatischen Blick auf Hartmanns Erec, um Textstrategien zu untersuchen, die imaginĂ€re RĂ€ume öffnen. Von besonderem Interesse sind die Strategien der Inversio und der Aposiopesis. Dieser Aufsatz konzentriert sich hauptsĂ€chlich auf den ersten Teil von Erec und argumentiert, dass der Text den Rezipienten ermutigt, âentschlossenâ zu denken.This contribution takes a pragmatic view of Hartmann's Erec to explore textual strategies that open imaginary spaces. Of particular interest are the strategies of inversio and the aposiopesis . Focusing primarily on the first part of Erec, this essay makes the argument that the text encourages the recipient to think 'decisively'
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